Welf Schiefer
Geboren 1980 in Leer. Welf Schiefer zieht seine Sujets und Figuren aus den verschiedensten Bildmedien, ndet sie in Tageszeitungen, Illustrierten oder im Bildertrash der Werbung. Kunstgeschichtliche Rückgrie, Vorbilder ergänzen und strukturieren dieses Ausgangsmaterial; unübersehbar in Schiefers Bildern sind Anspielungen auf Max Ernsts surreale Montagen von Illustrationen aus Trivialmedien; oder auf den kritisch-sarkastischen Zeichenduktus von George Gross oder Otto Dix. Im Zentrum seiner oftmals karikatural zugespitzten Szenerien stehen halsbrecherisch gewagte, nicht selten hochgradig groteske Figuren, Menschen- und Tierguren. Gerade die Tiere sind exemplarische Darsteller der condition humaine. Schiefer zeichnet sie, als seien sie ebenso kuriose wie marode Marionetten ihrer selbst – Unglückskandidaten in aussichtslosen Situationen. Doch bevor diese Figuren vollends in zynischer Bösartigkeit und Honungslosigkeit zu Grunde gehen, werden sie gerettet – von Schiefers eigentümlichem Zeichenduktus. Die Menschen-Figuren, aber eben auch die Mäuse, Schafe, Hunde, Hühner als Menschen-Figurationen werden gerettet wie bei einem Happy End, dessen Künstlichkeit man im Augenblick der Rettung so sehr begrüßt wie vergißt. Denn Schiefers Zeichenduktus kommt seinen hart geprüften Figuren am Ende zur Hilfe. Mit freundlicher Ironie, verschmitzter Verspieltheit, mit Liebe zum skurilen Detail rettet er seine Figuren aus der aussichtslosen Situation, in die er sie zuerst gestellt hat. Eigentlich stehen sie kurz vorm Abgrund – aber nun machen sie eine – im doppelten Sinne- wunderbare Figur. Ein Sujet kommt der zeichnerischen Fabulierkunst von Welf Schiefer besonders entgegen: der Zirkus bzw. der Mythos des Zirkus. Hochgetriebene Künstlichkeit und gleichzeitig die Drohung des brutalen Scheiterns, des unfreiwilligen freien Falls, produzieren hier eine Spannung, die zur zentralen Kraft wird bei der Darstellung der problematischen Existenz des Menschen.
Prof. Dr. Jan Berg